Review

Mouse On Mars

Parastrophics

Monkeytown • 2012

Ob Jorge Takei, Tolouse Low Trax, die Antilopen Gang oder nicht zuletzt Stabil Elite: Musik aus Düsseldorf ist wieder im Gespräch. Allerorten ist die Rede vom kreativen Output der Stadt am Rhein, die nach ihrer großen Zeit in den 1970er Jahren endlich aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Was Andi Thoma und Jan St. Werner über den Hype denken, dürfte interessant sein – die Vermutung liegt nahe, dass sie sich ein Schmunzeln nicht werden verkneifen können. Seit 1993 sorgen sie von Köln und eben Düsseldorf aus unter ihrem Bandnamen Mouse On Mars weltweit für Furore und veröffentlichten bis 2006 neun Alben, die ihnen Erfolg und Respekt bescherten. Doch nach ihrer Zusammenarbeit mit The Fall-Kopf Mark E. Smith im Jahr 2007 als Von Südenfed wurde es still um die beiden Klangforscher. Im vergangenen Jahr kehrten sie dann dem langjährigen Mouse On Mars-HQ in Düsseldorf den Rücken und zogen nach Berlin. Vorher produzierte Andi Thoma für Andreas Dorau noch ein paar »Todesmelodien«, und dann wurden Koffer, Kisten und Konsolen eingepackt. In der Hauptstadt machten sich die beiden an die Arbeit zu einem neuen Album. Die Erwartungshaltungen waren groß, erst recht, nachdem bekannt wurde, dass Modeselektors Monkeytown Records das Album veröffentlichen würde. Das letzte Studioalbum »Varcharz« waberte gekonnt vor sich hin, doch war so ein Sound bei Mike Pattons Ipecac Records besser aufgehoben als bei der basslastigen Institution mit dem Affen. Zudem waren inzwischen sechs Jahre ins Land gezogen – was würde das geben? Umso erstaunlicher ist es, dass Mouse On Mars frisch sind wie eh und je: »Parastrophics« ist ein Acid-getränkter Höllenritt durch die Welt der elektronischen Musik, der so durchaus auch in der Frühphase der Band hätte erscheinen können. Entsprechend ist auch die Live-Umsetzung, die muffige Säle in gellende Raves verwandelt, in denen Ekstase bloß die erste Stufe auf dem Weg zum Wahnsinn ist. Die Beats pumpen und knarzen, die Melodien gleiten und flirren: dem Krach wird Raum gegeben. Dennoch ist Weggefährte und Live-Drummer Dodo NKishi präsent wie selten. So wird der Noise-Schwerpunkt locker wieder ausbalanciert und das Album bekommt eine Zugänglichkeit, die zwar nicht so weit geht wie bei »Radical Connector«, aber nach »Varcharz« für eine sehr erfreuliche Rückkehr sorgt.