Review

Bass Clef

Reeling Skullways

Punch Drunk Records • 2012

Was passiert, wenn Menschen mit der Musikproduktion anfangen, nur weil sie Fan sind? Ein Revival entsteht. Da wird die Lieblingsmusik oder die brandmarkende Musik der Jugend genommen und nachgebaut. Rock funktioniert seit 40 Jahre so. Seit Hinz und Kunz die Musiksoftware mit dem Discount-Rechner mitgeliefert bekommen, ist das in der elektronischen Musik nicht anders. Nach der limitierenden, kreativen Phase kommt eben das Revival – was an sich nicht schlimm ist. Und dann kann zwischen mittelmäßigen Schwarzweiß-Kopierern und den wirklich guten Handwerkern unterschieden werden. Erstere machen schale Abdrücke und bestenfalls noch unausgegorene DIY-Mashups, weil sie ein bisschen up-to-date sein wollen. Letztere kreieren einen perfekten Flashback, der nur einfach fetter klingt, weil die Technik und Rhetorik besser geworden ist und weil die Handwerker dies mit allen Macken und Möglichkeiten verstanden haben. Auf Bass Clefs fünftem Album holen einen deshalb in absoluter Frische Acid Lines, 808 Claps und IDM-Synthie-Welten von zu Hause ab. Der Brite beweist dabei ungeheure Ruhe. Minutenlang lässt er sich manchmal Zeit, bis er das epiphane Momentum spielt, welche die Erde zum Leuchten bringt. »Reeling Sideways« ist ein guter Beweis, dass erst das handwerkliche Können die künstlerische Idee in vollem Impact einschlagen und überdauern lässt.