Review

The Dining Rooms

Lonesome Traveller

Schema Records • 2012

Das Esszimmer, in dem »Lonesome Traveller« zum Dinner läuft, sieht so aus: Wenig Licht, Kerzenschein. An einer Wand läuft eine zähe dunkelrote Flüssigkeit langsam in Tropfen herab. Die gegenüberliegende Wand zerflackert in unregelmäßigen Abständen zu groben Pixeln. In der Mitte ein Tisch mit edlen Tuch. Darauf ein voller Aschenbecher und ein leeres Weinglas. Auf dem Fensterbrett winkt traurig ein kleiner Kaktus, mit einem Zylinder auf. Dahinter geht in glühendem Orange die Sonne auf. Oder unter. Die Musik von The Dining Rooms schreit mit 120 Dezibel ihre Message darüber. Und die ist für jeden Hörer gleich: die Erkundung seiner selbst. Die Expedition dorthin überwindet traditionelle Songformate, ebenso wie sie sich an sie klammert. Ob Roadmovie-Soundtrack oder Psycho-Pop oder Trauer-Soul ist nicht immer ganz eindeutig. Teilweise sind die Songs düster und leicht zugleich, wie in der melancholisch-schönen Ballade »Pushing Them Away«. Der Gesang von Jake Reid bleibt immer minimalistisch, während die instrumentalen Strukturen durch emotionale Widersprüchlichkeit aufwühlen. Doch in keinem Moment wird die Musik selbst widersprüchlich oder sperrig. Alles geht in einem Guss runter. Es kann jedoch passieren, dass sie einem schwer im Magen liegt. Und das ist gleichzeitig abschreckend und toll.

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