Review

Visioneers

Hipology

BBE Records • 2012

Seit den Neunzigern hat Marc Mac gleich mit mehreren Pseudonymen und Formationen so illustre Gestalten wie Roy Ayers oder Goldie im Studio gehabt und beinahe nebenbei Impulse für die Drum’n’ Bass- und Broken Beat-Szene gegeben. Nun kehrt der 40-jährige Brite mit seinem Projekt Visioneers auf den Pfad organischer Grooves zurück und huldigt auf »Hipology« den Ursprüngen des Hip Hop. Hatte er sich auf dem Vorgänger »Dirty Old HipHop« noch dem Soundentwurf der »Golden Era« zugewandt und Klassiker wie »The World Is Yours« in ein jazziges Umfeld verpflanzt, dringt der Dancemusic-Pionier nun noch tiefer zu den Essenzen der Kultur vor. Folgerichtig gleicht »Hipology« einer musikalischen Geschichtsstunde aus treibendem Funk und kraftvollem Jazz. »Now it’s about the names behind the samples«, kommentiert der umtriebige Produzent seine Idee auf »LuAnne From Harlem« und komplettiert so sein Bild vom HipHop als Kultur. Klassische Breaks und Samples wie »Apache« oder »Swahililand« sind akribisch neuinterpretiert worden und stellen jene ursprüngliche Vision in den Mittelpunkt, die sich einst aus den verschiedenen Spielarten amerikanischer Musik subsumierte. Zwar stehen mit Baron, TRAC, John Robinson oder der kanadischen Formation Notes To Self einige Mikrofonprofessoren im Boombox-Hörsaal, doch dienen diese nur der Ergänzung einer subkulturellen Idee, die erst viel später durch die Omnipräsenz des Rappers infiltriert wurde. Umrahmt von einem traditionellen Mixtape-Arrangement wird hier dem Freigeist ausgelassener Blockpartys ein Denkmal gesetzt, das »Hipology« zu einer der schönsten historischen Stadtführungen macht, die man in diesem Sommer in die Playlist aufnehmen kann.