Review

Konx-om-Pax

Regional Surrealism

Planet µ • 2012

Tom Scholefield ist der neue Liebling der Electronica- und IDM-Szenerie. Nicht nur, weil er vom Elektronik-Grafiker zum Musiker gewandelt ist. Bereits bekannt durch seine surrealen Artworks für Lorn, Hudson Mohawke, Rustie und Oneohtrix Point Never verleitet seine Musik nur zu einfach zur Analogisierung. Ganz entziehen kann man sich dieser Schnittstelle wahrlich nicht. »Regional Surrealism« zeigt sich selbst in einem Cover aus scharfkantigen Formen und fließenden Gebilden, Organik und Hypertechnologie. Es ist ein Mischung aus Alasdair Grays autobriographischem Science-Fiction-Roman »Lanark« und dem wuchernden, organischen Untergang aus Paolo Serpieris »Druuna«-Comic. Hinter der Hülle – und das macht »Regional Surrealism« eigentlich herausragend – verbergen sich sonische Landschaften, die weit weg sind vom schrillen, prätenziösen Pop-Gedanken der aktuellen Elektronik – oder weit danach. Konx-Om-Pax spielt nach dem Clubzeitalter. Selbst von »Post-Irgendwas« redet hier keiner mehr. Menschsein war einmal. Die Tanztempel ummanteln Kristallgitter und Mineralienfelder. Wasser tröpfelt in säuberlich ausgesuchten Bahnen. Apokalyptische Chöre schwingen sich hinauf. Unbekanntes Leben windet sich erbarmungslos und feingliedrig um zerfallene Strukturen. Im großen Kontext ist »Regional Surrealism« Klangexperiment und Ambient, eine Herausforderung und unglaublich große Fantasiewelt – aber mehr »Blade Runner« als Utopia. In seinen besten Momenten bleibt die Welt einfach stehen.

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