Review

Kid Koala

12 bit Blues

Ninja Tune • 2012

Für einen Turntablism-Künstler nimmt sich Kid Koala seit jeher fast schon zurückhaltend aus. Bei ihm standen bereits bei seinem 2000er Debüt »Carpal Tunnel Syndrome« eher obskure Samples und ungewöhnliche Arrangements im Vordergrund und nicht etwa eine der Masturbation gleichkommende Cutting-and-Scratching-on-the-two-Technics-Werkschau, wie man es so manchem seiner Kollegen unterstellen könnte. Das letzte musikalische Release, an dem er mitgewirkt hat, war ein Gemeinschaftsprojekt mit Dynomite D, bei dem sich die beiden konzeptionell dem Rock verschrieben haben. Seine aktuelle Scheibe ist ebenfalls ein Konzeptalbum, dass sich dem Blues widmet. Dass ein solches Unternehmen am DJ-Pult funktionieren kann, hat er mit dem früheren Track »Basin Street Blues« ja bereits bewiesen. Und wie man es von einem selbst betitelten Nerd wie Kid Koala, der in einem Interview mal erzählt hat, er würde über mögliches Sample-Material in seiner Plattensammlung Buch führen, erwarten kann, klappt das auch auf Albumlänge. Der Kanadier hat nach scheppernden Beats und dreckigen Gitarrenloops gediggt, auf die er neben den zu erwartenden Piano-Snippets, Trompeten-Versatzstücken und Mundharmonika-Häppchen allerlei Sounds aus der Obskuritätenkiste und stimmige Vocal-Cuts treffen lässt. Irgendwer hat irgendwo gesagt, Kid Koala würde unter den Turntablism-Artists aufgrund seines musikalischen Reichtums hervorstechen. Das unterschreiben wir jetzt mal. Auch, wenn mancher Kid Koala-Fan bei diesem auf Blues-Sound festgelegten Album die versponnene Vielfalt vermissen mag. Und den Comic, den der Graphic Novelist unter den DJs gern mal seinen Tonträgern beilegt.

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