Review

Rone

Tohu Bohu

Infiné Records • 2012

Willkommen im Fiddler’s Green. Jenem fantastischen Land des Morpheus, in welchem Harmonie, Ruhe und Schönheit über jedem Albdrücken erhaben sind. Erwan Castex hat mit seinem zweiten Album eine Traumlandschaft geschaffen. Dass er das gerade in und wegen Berlin erreicht hat, lässt ganz schön wundern. Kennt er in diesem Moloch Ecken, die Normalsterblichen verborgen sind? Und dann meint er auch noch, dass sein Alter Ego Rone für dieses Album weniger vom Berliner als vom britischen Sound beeinflusst wurde. Doch ganz so einfach kann er uns nun nicht in Trugbilder verwickeln. Natürlich ist »Tohu Bohu« kein Werk im Schatten eines Paul Kalkbrenner oder Apparat (zum Glück). Vollkommen davon loslösen kann sich das Album dennoch nicht. Dieser kuschlige und doch euphorisch drückende Rhythmus, durchdrungen von einer Morgenbrise und einem Hauch Melancholie, die sich nie richtig zwischen Kopfhörer und Großveranstaltung entscheiden können, trägt gerade die ersten Lieder in vollem Glanz. Großbritannien kommt dann mit den wippenden, perkussiven Glockenspiel-Melodien auf diese übergrüne Wiese, die kurzerhand die Kindertraumwelten Plaids vereinnahmen. Da bleiben Briten mit ihrem diesjährigem Album ziemlich auf der Strecke. Und wenn High Priest vom Anti Pop Consortium zum Höhepunkt über einen federleichten Harmoniebogen dahinfließt, als wäre er in Öl gesalbt, kommt noch ein großartiger Pop-Song zu stande, wie ihn sonst nur Björk mit »Bachelorette« und »Where Is The Line« aus dem Hut der Avantgarde zaubern kann. Abgesehen vom kitschigen Abschluss – aber das erwartet man auch in Fiddler’s Green, wo sich Bambi und die sieben Zwerge Gute Nacht sagen – ist »Tohu Bohu« schlicht ein großartiges, blumiges Elektronikalbum. Für Morgenmuffel und rosarote Sonnenaufgänge.

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Rone
Tohu Bohu
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