Review

Tunji Oyelana

A Nigerian Retrospective 1966-79

Soundway • 2012

Wieso klingen afrikanische Musiker immer so als würde ihnen die Sonne aus dem Arsch scheinen? Für die Art von Lebensfreude, die in jedem Track dieser Best Of Compilation durchklingt, bedarf es offensichtlich sehr wenig. Von sämtlichen Errungenschaften des westlichen Fortschritts, die selbst heutzutage noch nicht in der Wiege der Welt angekommen sind, kann man gleich absehen. Aber nicht einmal die individuelle Freiheit, dass zu sagen oder zu tun, was man beliebt, hatte Tunji Oyelana unter der herrschenden Militärdiktatur, die ihn schließlich nach London ins Exil zwang. Wahrscheinlich ist es aber gerade das, was den Frohsinn dieses Musikers ausmacht. Nicht arm zu sein, weil man wenig hat, sondern reich dadurch, sehr wenig zu benötigen. Und das spiegelt sich in der Musik wieder. So gibt es oft minutenlang nicht einen Harmoniewechsel und es wird, wie bei »Agda Lo De«, unabbringbar ein heillos übersteuertes Solo über ein und den selben Akkord geschreddert. Für ein über die Jahre (v)erzogenes Gehör eines Mitteleuropäers mag‘s plump erscheinen. An Lebendigkeit überragt es aber dennoch so vieles was unserer Tage über den Tresen gereicht wird. Voll Herzblut und mit dem Herz am rechten Fleck suggeriert Tunji Oyelana Glückseligkeit wie man sie selten in Form von Musik erleben kann.