Review

Stephen Dupont

Raskols: The Gangs of Papua New Guinea

Powerhouse • 2012

Port Moresby ist die Hauptstadt von Papua Neuguinea. Mit einer Bevölkerung von ca. 300.000 Einwohnern ist die Stadt für eine Hauptstadt zwar nicht gerade groß. Man muss jedoch berücksichtigen, dass sich die Einwohnerzahl in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt hat. Mit dem Wachstum gingen konsequenterweise auch Arbeitslosigkeit, Slumbildungen und eine drastisch gestiegene Kriminalitätsrate einher. Diese negativen Auswüchse, gepaart mit einem als korrupt geltenden Polizeiapparat und blutigen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen verschiedener Volksgruppen (Papua umfasst fast 1.000 unterschiedliche Volksgruppen) äußern sich derart folgenreich, dass die Stadt nach dem letzten Ranking der Economist Inteligence Unit weltweit den vorletzten Platz bezüglich der Lebensqualität von Städten belegt. 2004 hat Stephen Dupont Port Moresby besucht. Dupont, der sich mit Fotostrecken von Brennpunkten wie Ruanda oder Afghanistan einen Namen machte, wollte die Raskols, also die Mitglieder der größten Gang der Pazifikinsel fotografisch dokumentieren. Dies ist ihm gelungen – er konnte sich bei den Kips Kaboni, den roten Teufeln, einschleusen. Die entstandenen Porträtfotos sind nun in dem Bildband »Raskols: The Gangs of Papua New Guinea« vereint. Duponts Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen eindringliche Bilder von Raskols zwischen 13 und Ende 30, manche sehen deutlich älter aus. Alle sind vor Duponts Kamera bemüht, Coolness und Härte auszustrahlen; Gleichgültigkeit bei gleichzeitiger Entschlossenheit nimmt man ihnen eh ab. Subtrahiert man jedoch die zur Schau gestellten, meist selbst gebauten Schusswaffen und Macheten sowie ihre von der Straße geforderte Kaltschnäuzigkeit, kann man meist die Fragilität ihres ausweglosen Lebensentwurfs erkennen – was nicht verwundert; glücklicherweise, möchte man sagen. Dieser Eindruck, den man von den intensiven Porträts gewinnt, korrespondiert gut mit dem Layout des Buches, bei dem die zwischendurch eingestreuten Zitate, Bilder von stilisierten Pistolen und Namensaufzählungen durch Schabkartons realisiert wurden. Schließlich verwirrt die Schabkarton-Technik, bei der eine Wachsschicht einen Karton verdeckt, der erst frei gekratzt werden muss, damit es etwas zu sehen gibt, unsere Sehgewohnheiten: sie lässt unter die Oberfläche blicken, damit erkannt werden kann, was als Zier und mit Absicht verborgen wird. Stark, wenn ein Fotograf das leistet.