Review

Anstam

Stones And Woods

50 Weapons • 2012

Lars Löwe und sein Alter Ego Anstam sind so ein musikalisches Phänomen, das einen nur allzu selten aus der musikalischen Sättigung reißt. Als Anstam Ende 2011 als Support von Modeselektor seine düstere Breakbeat-Wucht durch den Club stürmen ließ, stellte sich ernsthaft die Frage, wer hier eigentlich wessen Vorband ist. In Anstams Kompositionen fanden sich all die Energie und fast naive Klangliebe, die heutzutage der konsumstrategischen Komposition untergeordnet werden. Hier war jemand, der tief im Klang steckte und sich mit seiner ganzen Seele durch diesen buddelte, ohne den Erwartungen einer gelangweilten, langweiligen Club- und Beat-Kultur auch nur eines Blickes zu würdigen. Sein Debüt »Dispel Dances« (50Weapons) verband alte Klänge mit neuen Strukturen, introvertiert und weltoffen zugleich. IDM traf Dubstep und Breakbeats, Ambient und Electro. Auf dem Nachfolger »Stones And Woods« führt Anstam das grundlegende Konzept der introvertierten Offenheit weiter und erschafft mit diesem scheinbaren Paradox ein Werk, welches durch Anschluss an den Vorgänger und konsequente Weiterentwicklung zugleich glänzt. Die einsame, düstere und völlig elektronisch-digitale Umwelt bleibt erhalten. Die Öffnung erfolgt zu organischen Klängen. Eine Orgel, ein Slap-Bass, Stimme, Xylophon und Percussions – sie alle tänzeln verspielt und funky durch den vernebelten Wald. So wie Squarepusher 1997 mit seinen live eingespielten, Funk-basierten Bassläufen auf »Hard Normal Daddy« den Drum & Bass revolutionierte und Autechre vor drei Jahren auf »Oversteps« die Zukunft in den Wurzeln der Synthesizerentwicklung fanden, gelingt Anstam eine Art Vintage Futurism. Endlich mal wieder ein wenig Aufregung im Elektronik-Stadl.