Review

Matmos

The Marriage Of True Minds

Thrill Jockey • 2013

Drew Daniel und Martin Schmidt sind dafür bekannt, als Matmos Konzeptalben auf die Welt loszulassen, die mit so vielem Augenzwinkern und manischem Kichern versehen sind, das die Akademia hier in Zwangsjacken abgeführt wird. Gleichzeitig sind die Konzepte genial und wohl durchdacht. Auf ihrem neunten Studioalbum geht es um Telepathie. Jetzt aber bloß nicht an Free Jazz denken. Vielmehr schnappten sich Matmos ein paar Freunde, verdeckten deren Augen und leerten deren Ohren mit White Noise, während Drew Daniel den Probanden per Telepathie das Konzept des Albums übermittelte. Die Äußerungen und Beschreibungen der Probanden wiederum wurden der Grundstein für die Ausarbeitung und konkrete Bestandteile des Albums. Ein Summen wurde zur Melodie, Bilder zu Arrangements, Aussagen zu Vocals. Das Ergebnis ist beeindruckend. »The Marriage Of True Minds« ist eine Kulmination der Stilgegensätze, mit Klangquellen, die keiner erahnen könnte. Acapella Electro, jazzige Punk-Electronica und experimenteller Electro-Pop aus Gummibändern, Wassertreten, Kehlkopf-Gesang und Stepptänzern. Bei all diesen abwegigen Ideen und Realisierungen bleibt das Album unglaublich poppig, leicht und – man glaubt es kaum – lieblich und hörbar. Allein die wiederholten Reminiszenzen an die etwas beliebige Dance Music der 1990er Jahre überzeichnen die Feinheiten zuweilen. Wie all diese Teile jedoch in sich fließen und sich miteinander verknüpfen, ohne das Schiff durch Überladung zum Untergang zu zwingen, kann wirklich nur den sehr eng verbundenen Seelen von Daniel und Schmidt gelingen. Hier komponiert ein Paar, das Telepathie als Kommunikation längst perfektioniert hat.