Review

Lapalux

Nostalchic

Brainfeeder • 2013

Stell dir für einen Moment vor wie sich die Blaue Stunde auf die Großstadt legt, wie sich das rote Licht der Ampeln vorm Himmel abhebt und die Straßen den Lärm des Feierabendverkehrs ausatmen. Alle Möglichkeiten verstrichen, die Nacht kommt, ist aber noch nicht da. Und genau dann steigt zwischen Asphalt und Block dieser Sound hoch. Synthies lassen ein paar Töne schweben, während dazu ein querer Rhythmus läuft. Stuart Howards Entwurf von elektronischer Musik lag schon immer in diesem Zwischenfeld. Glitch, Instrumental HipHop, IDM – alles dabei, aber irgendwie nur als Versionen und Muster. Auf seinem Album »Nostalchic«, das über Brainfeeder kommt, baut er nach zwei EPs diese Strukturen, Schablonen und Ideen perfekt aus. Das schwerfällige »Without You« fließt zäh an einem kargen Rhythmus entlang, während ein Beat nach vorne läuft und doch eine Melodie dabei abfällt. Besonders Howards Spiel mit der menschlichen Stimme, die er deformiert in seine Tracks einbaut, macht »Nostalchic« so einzigartig. Unter »Guuurl« liegen sehnsuchtsvolle Worte, von denen allerdings nur Fragmente verständlich sind. In »Flower« dringt aus diesem herzlich künstlichen Gebilde der Duft von frischgeschnittenen Blumen. Das Organische läuft neben dem Artifiziellen nebenher, verbindet sich zu einer eigenen Mischung. »Walking Words«, sie liegen alle auf dem Bürgersteig, die Versatzstücke von Gesprächen. Zur passenden Zeit verschmelzen diese Worte mit dem Sound von Lapalux. Es ist dann, wenn es nichts zu verstehen gibt, sondern nur noch zu fühlen. Ausatmen. Das ist der Trick.