Review

Cyclopean

Cyclopean

Mute • 2013

In der Architektur sind zyklopische Mauern jene, deren teils hunderte Kilo schwere und unregelmässig geschnittenen Steine so geschickt gestapelt werden, dass sie ohne Zementierung arretiert sind. Die Elemente aus denen der Sound dieser EP zusammengesetzt wurde, verflüchtigen sich als Einzelteile fast schon, fügen sich aber in minutiöser Kleinstarbeit nahtlos zu einem kolossalen Gesamtwerk zusammen. Irmin Schmidt und Jaki Liebezeit waren anno dazumal die Speerspitze der Krautrockbewegung, und bohrten sich unter dem Namen Can durch den Leviathan Pop-Musik. Mittlerweile, mit jeweils über siebzig Jahren auf dem Buckel, sind Sie längst über die Verrücktheiten und Grenzgänge von damals hinweg. Ihre musikalische Vorstellungskraft hat mit den Jahren aber an nichts eingebüsst, und wird nun einvernehmlicher denn je vorgetragen. Getragen von wuchtigen Drumpatterns, die ein einsturzsicheres Grundgerüst darstellen, wird in subtilen Nuancen und ökonomischen Improvisationen darüber gepinselt. Fast schon wie eine Meditation wirkt diese Musik, die so vielschichtig und tiefgängig wie sie auch sein mag, doch vor allen Dingen Ruhe verströmt. Losgelöst und geerdet zugleich, in sich gekehrt und doch mit immens viel Ausstrahlung, ist es eine Gegenüberstellung vermeintlicher Gegenpole, die so einmütig vorgetragen werden, dass deren Vereinbarkeit offensichtlich und fast schon notwendig erscheint.