Review

Baby Charles

Baby Charles

Record Kicks • 2008

Die Tendenz, Alben wieder analog einzuspielen, wird wohl zyklisch wiederkehren. Doch so gelungen wie auf dem selbstbetitelten Album von Baby Charles scheint dies kaum möglich zu sein. Der angestrebte Sound der 1960er Jahre wird von den Engländers nicht einfach kopiert, sondern eingespielt und eingesungen. Und zwar im hier und heute. Deep-Funk, Afrobeat-Rythmen, Wah-Wah-Orgien: Treibende Soundteppiche, die durch eine einzige Naht namens Dionne Charles zusammmen gehalten werden. Die Frontfrau der achtköpfigen Funkkapelle aus Brighton verbürgt sich hier für den Soul. Durch diese Kombination entsteht ein großes, tanzbares und originelles Werk, was eindeutig gegen ein Verschwinden ›echter‹ Soulmusik appelliert. Brutal und sanft zugleich hämmern uns diese Engländer in eine schon vergangene Zeit. Und zwar im Jahre 2008. »Oh my god, what is this?« wird sich hier nicht nur Mark Lamar von BBC2 fragen. In einer jungen Generation von Soulsängerinnen wie Sharon Jones oder Alice Russell sticht Baby Charles tatsächlich heraus. Sie klingen dreckiger, rauer und ekstatischer. Irgendwie besser auch.