Review

Jon Hopkins

Immunity

Domino • 2013

Es ist lange her, dass Alben in zwei Hälften unterteilt wurden. Diese Möglichkeit hat man zu den erfolgreichsten Zeiten der Schallplatte als Musiker noch häufiger genutzt. Doch mit der Einführung der CD änderte sich auch die Dramaturgie des Albumformats. Anstatt eine A- und B-Seite zu inszenieren, konnte ein Album nun an einem Stück von Anfang bis Ende durchfließen. Natürlich konnte man immer noch die Alben aufteilen, doch diese schöne Eigenart der Komposition wurde mit der Zeit immer seltener. Für sein viertes Album »Immunity« hat sich Jon Hopkins an diese Tradition erinnert und danach sein Album zusammengestellt. Der britische Komponist gibt hierbei dem Technoformat mehr Raum als je zuvor. Die ersten vier Stücke, darunter die blendend-düstere Single »Open Eye Signal«, pumpen sich den Weg nach vorn, ohne rechte Aussage, aber mit viel Gefühl für die Musik und ihrer Stimmung. Man ist im Klub, man ist berauscht, viele Menschen, Schweiß, Lichter, Ohrensausen – und dann der Schnitt. Einst kam stets dem Stück eine besonders große Bedeutung zu, das diese Zäsur von einem hin zum anderen Thema vollzog. Und als würde man nun in Ohnmacht fallen und nichts mehr von der Außenwelt wahrnehmen führt »Abandon Window« aus dem Klub in die Trance, man fällt und fällt und nichts außer Stille ist um einen herum und erst jetzt sieht man alles mit klaren Augen – bis die Rettungskräfte einen auf dem Weg ins Krankenhaus wieder aufwecken. Dem Ende entgegen plätschert »Immunity« nun ruhig entgegen, gleichwohl auch auf der zweiten Hälfte Beats zum Einsatz kommen. Doch was sind schon Beats, wenn King Creosote als Feature im titelgebenden Closer leise Zeilen dazuhaucht. Realitätsverlust, Entgleisung, alles passé – wir finden wieder zu uns und stumpfen wieder ab: Immunität.