Review

Recondite

Hinterland

Ghostly International • 2013

Dem Sound von Lorenz Brunner hört man zu keiner Sekunde an, dass der Mann aus Deutschland kommt. Umso interessanter wird es, wenn man erfährt, dass sein neues Album als Recondite, »Hinterland«, im Großen und Ganzen nichts anderes als ein Niederbayern-Techno-Konzeptalbum ist. Die Mentalität und die natürliche Umgebung der Region hat er nämlich nach eigener Aussage versucht einzufangen. Dafür ist er mit Aufnahmegerät wie ein Jäger durch die Niederungen seiner Heimat (inzwischen ist er selbstverständlich in Berlin ansässig geworden) gezogen und hat Samples für sein zweites Album eingefangen. Das hat vor allem das amerikanische sonst-gar-nicht-soo-Techno Traditionslabel Ghostly International von Matthew Dear überzeugt, aber nicht nur dieser regionalen Komponente wegen. »Niederbayern« ist keineswegs das einzige Konzept für »Hinterland«, wie man vielleicht vermuten könnte: Das Album ist vielschichtiger und nimmt als Spannungsbogen die vier Jahreszeiten. Dementsprechend ruhig nimmt die Platte ihren Lauf, Ambient und sphärische Klänge (die dem Sound auf dem Album aber auch in vermeintlich aktiveren Jahreszeiten erhalten bleiben) malen das Bild eines stillen, verschneiten Winters in der ostbayrischen Pampa, bevor im Verlauf der Platte etwas mehr Interaktionen sprich Beats hinzukommen. Diese Momente sind dann zwar auf einen Dancefloor übertragbar, klingen dann aber auch etwas beliebiger. Es sind die ruhigeren Stellen, die »Hinterland« in seiner Einsamkeit erlebbar machen. Der Großteil des Albums ist wie in Watte gepackt, so dass die Platte nicht zu vordergründig wirkt und man so als Hörer viel von ihr hat. Ein Album wie geschaffen für den anstehenden Winter.