Review

Sola Rosa

Low And Behold, High And Beyond

Agogo Records • 2013

»Groove« ist eigentlich eine Vokabel, die man mittlerweile nur noch aus den Mündern provinzieller Musiklehrer und biederer Werbeagentur-Fuzzis hört, bzw. im Zusammenhang mit urbaner Musik mindestens als leicht verstörend empfindet. Doch was die neuseeländische Formation Sola Rosa auf »Low And Behold, High And Beyond« an Klangfiguren fabrizieren, schmeißt einem diesen leidlichen Begriff von der Startsekunde an im Viervierteltakt ins Gesicht. Groove, Groove, Groove – es gibt kein Entrinnen! Andrew Spraggon, Mastermind dieses famosen Projekts, fröhnt auf den elf Songs seiner Liebe für glockenhelle Stimmen und schnörkelose HipHop-Beats. War das 2011er »Get It Together« noch stark von Nuyorican Music und Reggae durchzogen, nimmt das fünfte Album die P-Funk- und Disco-Aspekte von Sola Rosas Einflüssen verstärkt in die Makroskope. »Promise«, ein rhythmisierter Fuzz-Synth-Organismus, eröffnet hier nur eine ohrwurmende Genre-Hopping-Sause, die sich dem Hörfluss überlässt wie Papierschiffchen dem Waschbeckenstrudel. »Spinning Top« acid-jazzt, »Rise (The Maschine)« dancehalllt, »Real Life« J.Dilla’t wie sau und »Wiggle« ist vermutlich das beste Prince-Stück aus 2013, das nicht von Prince stammt. Zahlreiche Gastsänger wie die Rucksackrapper-Gesangs-Spezialisten Oliver Daysoul und Miles Bonny oder die gleich dreimal vertretene L.A. Mitchell geben dieser kohärent-flüssigen Funk-Hommage ausreichend Variation, ohne Beliebigkeit zu provozieren. »Low And Behold, High And Beyond« ist eine eklektische Choreografie, die alles zusammentrommelt und synthetisiert, was zwischen 1973 und 2013 mal etwas von Beats gehört hat – und damit ganz nebenbei das Wort »Groove« wieder salonfähig macht.