Review

Dear Reader

We Followed Every Sound

City Slang • 2013

Wenn Live-Aufnahmen nahezu exakt wie digital aufbereitete Audio-Spuren auf Platte klingen, ist man Ohrenzeuge unglaublich hoher Qualität. Die Indie-Pop-Band Dear Reader, inzwischen auf ein Solo-Projekt von Cherilyn MacNeil geschrumpft, erfüllt jenes Phänomen – zusammen mit dem Deutschen Filmorchester aus Babelsberg, im Rahmen des Live-Experiments und -Mitschnitts von Rivonia, dem bislang letzten Tonträger des aus Südafrika stammenden Talents. Die Frontsängerin versteht es, ihre Zuhörer in einen melancholischen Gemütszustand zu versetzen, sobald der Hall ihrer unverwechselbaren Stimme den Raum ausfüllt. Durch die beeindruckende Kraft der Instrumente wird allen Songs zusätzlicher Tiefgang verliehen. Aufgrund Cherilyns Herkunft mag man vielleicht vermuten, afrikanische Soundelemente zieren ihre Musikstücke. Stattdessen aber mischt sie diesen eher inhaltliche Aspekte aus der Heimat unter, während sich die Klangästhetik strikt am europäischen Indie-Pop-Musikgefilde orientiert. So singt die mittlerweile in Berlin lebende und studierte Musikerin etwa von Nelson Mandelas Gefangenschaftsnahme oder ihrem Großvater und dessen Leben. »We Followed Every Sound« glänzt mit gewisser Eigendynamik, die sich in jedem der insgesamt 12 Songs prächtig entfaltet.

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