Review

Won ABC

Zombie Love

Gingko Press • 2013

Um die Jahrtausendwende hat der Münchner Graffiti-Pionier WON von der Sprüher-Crew ABC sein beachtliches Comic-Debüt »Colour Kamikaze« vorgelegt. Inzwischen sind 14 Jahre ins Land gezogen. 14 Jahre, in denen WON seine Lorbeeren und Brötchen als Künstler und gefragter Illustrator verdient hat – und in denen er Zeit fand, nach und nach sein neues Comic-Projekt »Zombie Love« zu realisieren. Die Story seines Zweitwerks liest sich wie die Handlung eines abendfüllenden Films der »South Park«-Macher. Sie spielt in einer dystopischen Zukunft, rund 50 Jahre nach dem 3. Weltkrieg. Genmanipulation ist hier Tagesgeschäft, und die Bevölkerung der Dritte-Welt-Länder wurde zugunsten des Lebensraums der Erstweltländer ausradiert. Dr. Genom, ein Wissenschaftler im Auftrag des multinationalen Konzerns Blitzkrieg Inc., befasst sich in diesem Setting mit der Aufgabe, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Es will allerdings nicht so recht klappen. Doch was er nicht hinbekommt, erledigt schließlich der Zufall. Es erheben sich also die ersten Untoten: die Leichname der längst verstorbenen Mitglieder der ABC-Crew um WON himself. Und was macht so ein Zombie-Sprayer? Klar, gestärkt vom Fleisch der Lebenden geht er los, um Wände und Züge zu bemalen. Der Staatsapparat ist machtlos, dem unheiligen Treiben Einhalt zu gebieten. Und dann überschlagen sich die Ereignisse: Polizei-Einheiten werden zombifiziert, mutierte Kriegsverbrecher werden als Spezialeinheit entsandt, Außerirdische mischen sich in die Geschicke der Welt ein, Dimensionsportale tun sich auf, der Teufel treibt´s mit Nazigrößen, kurz: Hier wird der ewige Kampf zwischen gut und böse ausgetragen. Dabei werden sämtliche Register an mehr oder weniger bizarren Einfällen gezogen, popkulturelle Verweise gestreut und hin und wieder Seitenhiebe auf Überwachungsstaat und Technikwahn verteilt – in bahnbrechender Optik. Der Comic selbst nimmt in dem schön editierten Hardcoverband, der übrigens nur in englischer Sprache vorliegt, lediglich knapp die Hälfte der 160 Seiten ein. Der andere Part ist eine beeindruckende Werkschau von WONs kommerziellen oder illegalisierten Arbeiten, die insofern zum Teil der Zombie Love-Story gemacht wurde, als dass sie als Folge einer Epidemie präsentiert wird, die von München ausgehend längst die Welt infiziert hat.