Review

Valentin Stip

Sigh

Other People • 2014

Musikjournalismus kann ein unwürdiges Ekelpaket sein. Versucht er doch immer etwas zu Blatt zu bringen und zu beschreiben, was vielleicht einfach passiert ist und sich jetzt unkontrolliert in alle Richtungen ausbreiten will. Im Falle von Valentin Stips Debütalbum fühle ich mich wie so ein Schreiberling, der dem Gegenstand eigentlich nicht würdig sein kann. Für das Album ist das ein verdammt gutes Zeichen. Also versuchen wir es (mal wieder) und beginnen mit den Fakten, um auf Nummer sicher zu gehen: Valentin Stip ist Franzose, ist über New York im kanadischen Montréal gelandet und legt nach einer hervorragenden EP nun sein Debüt für Nicolas Jaars Plattenlabel Other People vor. Das Genre? Ambient kommt vor, Klassik kommt vor, nicht in gesampleten Elementen, sondern durch selbst eingespieltes Piano. Downbeat. Gluckern, Pluckern, Zirpen und Rasseln. Der Rest ist Atmosphäre. Nein: Eigentlich ist es zuerst Atmosphäre und dann kommt alles andere. »Sigh« ist so detailversessen, aber in den Details verliert man sich nicht. Weil einem alles andere immer wieder den Kopf aus den Grashalmen nimmt, dabei die Beine bleischwer macht, einem aber den Boden unter den Füßen wegzieht, so dass man sich trotzdem schwerelos fühlt. Wahrscheinlich ist »Sigh« (das Seufzen oder der Seufzer) der einzig wahre Titel für dieses Album. Denn wie ein Seufzer, drückt das Album eine Erschöpfung, oder eine Müdigkeit aus. Doch es geht eben auch raus in die Welt, als etwas ganz Kleines, das sich unter die Luft mischt und am Ende befreit.