Review

I Am Oak

Ols Songd

Snowstar Records • 2014

Graue Wolken, tief-temperierte Windböen in den Straßen, Wollmützen-verhüllte Gesichter – I Am Oak machen Musik für Regentage. Wenn die Tropfen an die Fenster peitschen, die Schwalben niedrig fliegen und das Herz müde wird, ist die perfekte Zeit, um sich von den Songs auf »Ols Songd« einlullen zu lassen. Frontmann This Kuijken, von Mutter Natur mit einer melancholischen Ruhe im Sangesorgan gesegnet, illustriert auf dem vierten Album der Utrechter Folk-Kapelle den emotionalen Spagat zwischen Sentimentalität und Gegenwartsbewältigung, dem Gefühlswechselbad zwischen wohligem Behagen und düsterer Vision. »It was not like I had a choice« – der Opener »I Am Sound« läutet in behutsamer Polyphonie ein, mit welcher Schwäche man den eigenen Dämonen gegenübersteht. Weich-zeichnerische Akustik-Partien und schier gehauchte Backing-Chöre, weitläufige E-Gitarrenriffs und wohl-portionierte Synthieflächen, die die Endlichkeit in der Unendlichkeit entdecken. Wäre da nicht der niederländisch-anmutenden Name, Thijs Kuijkens Kompositionen könnten aus dem skandinavischen Hinterland entsprungen sein. Zeitweise weckt »Ols Songd« Assoziationen zu dem vielgepriesenen Nirgendwo-Impressionismus eines Bon Iver oder den malerischen Identifikationsflächen des Aussteiger-Streifens »Into The Wild«, doch schimmert in all der sehnsuchtsvollen Romantik immer auch die nacht-blaue Melancholie der eigenen Hilflosigkeit durch. Eine Hilflosigkeit, die wie Regentropfen an Fensterscheiben in die Abgründe zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin-abgleiten.

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