Review

AFMB

A Forest Mighty Black

Drumpoet Community • 2014

Bernd Kunz hat mit seinem Comeback-Album »A Forrest Mighty Black« eine musikalische Wandlung vollzogen, die mit seinem unerhörte 17 Jahre (!) altem Debütalbum »Mellowdramatic« nicht mehr allzu viel gemein hat. 1997 – also, eine Zeit als das Internet noch aus Ketten-Mails bestand, das Ostgut noch nicht mal Berghain hieß, geschweige denn existierte und »Ohrgasmus« ein akzeptables Wortspiel war – hatte der Freiburger Exil-Züricher einen Genre-Klassiker abgeliefert, der Versatzstücke aus Trip-Hop und Drum’n’Bass in eine melancholische Jazz-Umgebung tauchte. Doch scheinbar tappen viele ehemalige Urban-Music-Künstler irgendwann nach ihrem 30. Geburtstag in die »Four-To-The-Floor«-Falle und so findet sich Kunz’ Musik im Jahr 2014 in astreinen Acid-House-Arrangements wieder. Klar, Hörgewohnheiten und Geschmäcker dürfen nach einer ganzen Dekade gerne beziehungsweise unbedingt gewechselt haben und in AFMBs Falle schließen sie sogar an die Werke vor »Mellowdramatic« an, aber »A Forrest Mighty Black« ist vor allem eines: uninteressant. Sphärische Piano-Lines, korsett-artige Drum-Sets und hoffnungslos-rudimentäre Disco-Sytnhies sollen das Facettenreichtum seines Genre-Hybrids signalisieren. Stattdessen wirken so stampfende Slow-House-Ungetüme wie »Suite For B-Boy« oder rumpelnder Acid-Jazz wie »Jade Knights 2«, mit merklicher Detailliebe und Geschmackssicherheit für Wohnzimmer- wie Tanzboden komponiert, bei aller Musikalität einfach aus der Zeit gefallen. Nennt es Hausfrauen-House. Wenn der Presstext dann auch noch »ein zeitloses Stück Musik ohne technischen Schnick-Schnack« verspricht, möchte man reflexartig die Musik von »A Forrest Mighty Black« zu Distortion-Kleinholz verarbeiten. Waidmansheil!