Review

Dag Savage (Johaz & Exile)

E&J

Dirty Science • 2014

Von Eric B. & Rakim, Pete Rock & C.L. Smooth bis nicht zuletzt Prince Po & Oh No – die Formel »1 MC/ 1 Producer« ist beinahe so alt wie Rapmusik selbst und auch in Exiles Diskografie stehen bereits einige Klassiker dieser Kategorie. Nun hat der kalifornische MPC-Magier und Hiphops verlässlichster Talentscout mit dem Dirty Sciences-Debütanten Johaz eine neue Supergroup mit diesem Konzept namens Dag Savage formiert und veröffentlicht mit »E&J« gleich mal eines der ersten Indierap-Highlights des Jahres. Rapper Johaz ist im Veröffentlichungszyklus zwar noch ein recht unbeschriebenes Blatt, doch braucht dieser neben den Skills seiner Labelmates Fashawn oder Blu selbiges nicht vor den Mund zu nehmen. Anstatt sich hinter wahllosen Punchlines und effekthascherischen Technikabfahrten zu verstecken, erzählt J bemerkenswert-persönliche Geschichten, die durch seine routinierte Delivery nicht nur nachvollzieh-, sondern greifbar werden. Wie immer ist es »mostly the voice«, doch wäre es unfair nur seine Stimme zu lobpreisen (die obendrein eine verdächtige Ähnlichkeit zu Planet Asia aufweist), angesichts der beklemmenden Bildsprache, die neben Indie-Ikonen wie MED und Rass Kass ebenbürtig brilliert. Auch wenn Beats und Themen altbekannte Produktpaletten sind, gelingt es dem San Diegoer aus diesen Zutaten eine lyrische Pralinenschachtel zu erschaffen, die in Kombination mit Exiles gewohnt-hochwertigem Soul-Bap zu einer wechselwirkenden Reaktionsverstärkung führt – »perfekte Chemistry, doppeltes Risiko«, wie ein deutsches Zwillingspaar rappen würde. Nicht auszuschließen, dass »E&J« bald neben »Below The Heavens« und »Boy Meets World« zum Westcoast-Kanon gezählt wird.