Review

Liars

Mess

Mute • 2014

Kunst und Punk haben weit mehr miteinander gemein, als es die Vertreter der jeweiligen Kulturen und Betriebe zugeben würden. Schlussendlich hat der Kapitalismus sie nämlich beide verschlungen. Exorbitanten Preisen für Gemälde aus Schamhaaren und »Sex Pistols«-Shirts bei großen Modenketten zum Trotz gibt es da aber noch Bands wie Liars aus New York. Um die Jahrtausendwende von der Presse im Zuge des »The«-Hypes hochgejazzt, hat sich das Trio um Sänger Angus Andrew stets weiterentwickelt. Und ist dabei aber trotzdem seiner Linie treugeblieben, denn ihr Debüt »They Threw Us All in a Trench and Stuck a Monument on Top« war nichts anderes als das Versprechen auf stetige Innovation, auf Fortschritt, ja vielleicht sogar auf Kunst. Mit ihrem siebenten Album »Mess« passiert nun genau das. Kunst und Punk verschmelzen wieder einmal, sacken in die Dunkelheit ab, Rhythmus geht über Melodie. Der Aufstand kommt hier aus der Akademie. Wenn der Hörer dann aufgefordert wird, gefälligst Gesichter zu fressen, dann ist das kein Horror, keine Ansage, sondern einfach nur das Spiel mit der Fiktion, nicht mehr. Trotzdem werfen die Liars den ein oder anderen Stampfer wie »Pro Anti Anti« ab, der sich ordentlich aufplustert. Dem gegenüber stehen dann Dinger wie »Dress Walker« die ziemlich trocken vor sich hin knarzen und vielleicht einfach noch ein, zwei Elemente mehr gebraucht hätten, damit »Mess« eine irgendwie stringente und in sich schlüssige Platte wäre. So ist das kein Koloss, kein Schlag in die Magengrube, aber auch keine Stimulanz für den Kopf, sondern irgendwas dazwischen. Muss wohl eben dieses Mal doch mehr Kunst als Punk sein.

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Liars
Mess
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