Review

Kreisky

Blick auf die Alpen

Wohnzimmer/Buback Tonträger • 2014

»Here we are now, entertain us« – das ist lange her. Heute generiert sich die Generation X ihre Spaßkultur höchstpersönlich, und was dabei herauskommt sind Wir, die Unterhaltenen: Die Diagnose im Opener des neuen Kreisky-Albums »Blick Auf Die Alpen« ist klar und präzise. Dennoch wirft das nach wie vor die gleiche Frage auf: »In was für einer Zeit leben wir eigentlich?« Natürlich können sich die vier Herren die Frage selbst beantworten. Und weil wir ahnen wie die Antwort ausfällt – und weil sich Kreisky aus Wienern rekrutiert – ist das ein Grund zum Granteln. Andererseits: Was wollen wir schon mehr als »Rinderhälften zu Discounterpreisen«? Eben. Die Truppe um Sänger und Keyboarder Franz Adrian Wenzl, der auch als Austrofred für regelmäßige Bühnenpräsenz sorgt, mischt sich einen giftig-brennenden Cocktail aus Noise, Punk und – oh ja – Glam zusammen, den man gut und gerne mit Die Goldenen Zitronen vergleichen kann und den man am besten einfach Rock nennt, weil der Indiebegriff inzwischen ja von den immer gleichen, seichten und ideenlosen Hemd-In-Den-Röhrenjeans-Trägern besetzt ist. Den intellektuellen Mantel streifen sie sich aber nicht über, genau so wenig, wie sie sich hinter vordergründiger Härte verschanzen. Und da man sich eh keine Illusionen mehr macht, ist der »Blick Auf Die Alpen« auch nicht desillusionierend. Entsprechend kokettieren Kreisky lediglich mit der Möglichkeit, Kokettieren zu können und scheißen stattdessen einfach auf den Mittelfinger, bevor sie ihn recken. »Das ist vielleicht kein Leben, aber das ist gutes Material.«

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