Review

Max Cooper

Human

Fields • 2014

Wer seit 2007 unterwegs ist, bereits 17 Singles und EPs auf den Weg gebracht hat und mit Hot Chip, BRAIDS und Au Revoir Simone die großen Indie-Hipster dieser Musikwelt geremixt hat, der muss sich und die Musikwelt eigentlich nichts mehr beweisen. Höchstens vielleicht in der Lage sein, neben Einzeltiteln auch ein kohärentes und spannendes Langwerk in den Ohrgängen verankern zu können. Max Cooper tischt deshalb für sein lang erwartetes Debütalbum reichlich auf. Der Technoproduzent, DJ und Doktor der Genetik lässt über elf Titel mal eben Dubtechno, Minimal, Ambient, Drone, IDM, House und Electronica fallen. Völlegefühle sind trotzdem Fehlanzeige, denn Cooper verpflanzt sein eigenes kleines, äußerst sanftes Sound-Gen in all diese Stile, so dass »Human« nie seine Kohärenz verliert, sondern eher eine Geschichte zu erzählen scheint. Makro-kompositorisch bewegt sich Max Cooper dabei auf gut besuchten Pfaden. Seine Stücke klingen vertraut und erinnern mal an Bonobo (»Adrift« mit Belleruches Kathrin deBoer), dann an den Dreampop-Techno eines Paul Kalkbrenner (»Supine«), an Reißbrett-IDM (»Apparitions«) oder die Ambient-Essenzen eines Brian Eno (»Awakening«). Insgesamt bleibt das Klangspektrum des Nordiren weich gezeichnet. Allein das Drone-Stück »Potency« und die großartigen tektonischen Rhythmusverschiebungen von »Impacts« rauen die Oberflächen auf. Philip Glass wird zwar auch als Referenz und Einfluss genannt, der Großmeister der Minimal Classic findet sich aber nicht wirklich wieder. Dafür ist Max Cooper zu verfrickelt in seiner Mikro-Komposition. An dieser Stelle wird seine Musik aber auch erst richtig interessant, denn all die weichen, rund geschmirgelten Soundscapes werden durch das chaotische Moment des Glitch durchzogen. An allen Ecken und Enden positioniert Max Cooper pointiert Klangschrapnells, die sich aus dem feingliederigen Verbund heraus lösen und Seitenhiebe verpassen. Auf dieser Ebene erreicht sein Klang ein spannendes, dynamisches Eigenleben. Aus der Vogelperspektive bleibt »Human« jedoch mehrheitlich freundliches Sonntagnachmittag-Programm.

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Max Cooper
Human
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