Review

Reliq

Metatropics

Noble • 2014

Das japanische Label Noble Spielwiese von Junji Kubo, weiß seit 2001 mit freundlichen, aber eigenwilligen Pop-Entwürfen zwischen Electronica und multi-instrumentaler Filmmusik regelmäßig zu überraschen: So fanden Gutevolk und Kazumasa Hashimoto, Piana und Kashiwa Daisuke, Midori Hirano und jüngst (aber nicht zuletzt) Babi von dort aus in die Welt. Seit vier Jahren ist Noble aber v.a. Homebase für einen noch immer anonym agierenden Tokioter Produzenten, der überhaupt erst diesen Januar auch mal den Weg aus dem Studio auf eine Bühne gefunden hat. Dessen Hauptprojekt Serph (mit dem er etwa Momus zu Sakamoto-Vergleichen hinriss) versetzt den Hörer Album für Album ins Innere von gigantischen, unaufhaltsamen Spieluhren aus vertrackter Märchenmelodik und klappernden Rhythmen. Erst auf dem Debüt als Reliq, das vor zwei Jahren eine reduziertere, technoidere Dancefloor-Version seines Sounds vorstellte, kam man zu Atem. Mit »Metatropics« überholt er nun sein Serph-Projekt auf der rechten Spur (wie es sich gehört in Japan): Zwar geht es noch um Beats, aber schon im dritten Stück ist man erschöpft beim Versuch, alles mitzubekommen, und dann kommen ja noch elf. Nach einer Stunde erst kühlen die wilden Metabolismen ab. Entwurf eines urbanen Tropical fürs Zeitalter der globalen Erwärmung, fürs Leben in den Metatropics, das Reliq offenbar kaum erwarten kann. Denn seine exzessiven Edits bleiben immer greifbar und natürlich, und das ist hier die große Kunst und das Grundsympathische; sie wirken nie angeberisch oder alltagsfuturistisch (wie sonst so oft bei japanischer Frickel-Electronica), sondern einfach glücklich verspielt, wie frisch verliebt. Nichts zum Hören im Auto, aber gut für das Herz.

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