Review

Glitterbug

Dust

Notown • 2014

Achtung! Klarer Fall von namentlicher Verwirrung. Hinter Glitterbug versteckt sich weder ein Nebenprojekt von Daft Punk, noch das nächste große Ding im Italo Disco Sektor. Das Glitzern sucht man bei Till Rohmanns Projekt Glitterbug vergebens. Viel mehr umspielen sein Konterfei eine Unmenge Schatten, über die sich kurze Lichtmomente eher flächig als stechend bewegen. Das vierte Studioalbum des Komponisten, Produzenten, DJs und Kurators bewegt sich in ruhigen, dämmerigen Gewässern von Deep Techno. Früher hieß das mal Trance und erforderte eine Menge Drogen im Aufguss. Dabei gehört Glitterbug strukturell und klanglich eindeutig zu den Zu-Spät-Geborenen. »Dust« ist die volle Packung 1995. Weit fließende Flächen, einsame Synthie-Streicher, Simplicissimus-Beats die teilweise peinlich »retortig« dahin puckern und eine Menge Space-Impression-Synthesizer fürs Planetarium. Hier hält einer gerne für längere Zeit die Finger auf den Tasten. Das klingt angenehm analog, aber auch reichlich naiv. Ich erinnere mich da an meine jugendlichen Hanfzeiten, als ich – begeistert über meine eigene Virtuosität – meine Mitmenschen stundenlang mit drei Klaviertasten und dem rechten Fußpedal in die Küche schickte. Eine Standard-Synthiefläche macht eben noch keine Tiefe.

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