Review

Barrio Lindo

Menoko

Project: Mooncircle • 2014

Würde die Wandlung des Paul Kinsey in der US-Serie Mad Men vom kreativ-getriebenen Werbetexter zum kahlrasierten Teilzeit-Hindu eine musikalische Entsprechung suchen, in Barrio Lindos Debütalbum wäre sie gefunden – ein Urban Bohemian auf Spurensuche in der Natur. So beschreibt schon der Titel »Menoko« die Marschrichtung seines Erstlings – handelt es sich doch um eine Bezeichnung lateinamerikanischer Ureinwohner für heilige Orte von unberührter, ursprünglicher Reinheit. Die viel-bemühte Musikjournalisten-Vokabel »organisch« könnte die Elektro-Folklore des 27-jährigen nicht besser beschreiben, so naturverbunden wie sich hier die Andenflöten, Didgeridoos und Rumba-Rasseln mit den Autoscooter-Synths und Clicks & Cuts-Samples symbiosieren. Jede Pore der 12 musikalischen Meditationsübungen atmet synthetisierte Stammesriten und die pulsierende Rhythmen der Volkstänze des viertgrößten Kontinents, die Barrio Lindo beinahe kulturwissenschaftlich in seine Digital-Drum-Peripherie einpflegt. Leider plätschert das Esoterikgeseier derart spannungsarm über die Yoga-Matte, dass »Menoko« den selbstgerechten Räucherstäbchen-Muff durchschnittlicher New Age-Lebensratgeber auf Dauer nicht los wird. Zwar gelingt es dem gebürtigen Argentino einen stringenten und vielseitigen Vibe mit überaus wichtigen Edge zu arrangieren, doch auch, wenn folkloristische Elemente eine etwas unterrepräsentierte Spezies in der Electronica sind, ist Musik wie »Menoko« auch 20 Jahre nach Enigma nicht unbedingt akzeptabler geworden.