Review

Cluster

One Hour

Bureau B • 2014

Die Neunziger waren für Cluster eine Zeit der kurzen Begegnungen. Nach »Apropos Cluster« von 1990 war »One Hour« das einzige Studioalbum des Duos Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius in diesem Jahrzehnt – danach kam, von einigen Live-Alben abgesehen, nur noch das wohl letzte Clusteralbum überhaupt, »Qua« (2009). »One Hour« bietet eine Stunde bewusst »unabsichtlicher« Improvisation, ist dabei aber nicht unter Live-Bedingungen eingespielt, sondern aus rund vier Stunden Session-Material zusammengeschnitten. Dem fließenden Charakter der Musik hat das keinesfalls geschadet. Im Verlauf dieses »Stücks« begegnet man unterschiedlichen Passagen mit immer wieder neuen Klangfarben und wechselnder Struktur, die so selbstverständlich ineinander greifen, als seien sie aus dem Moment heraus entstanden. Diese Form von freiem Umgang mit Klängen und das spontane Musizieren haben bei Cluster eine ganz eigene Art von Musik hervorgebracht, die für diskrete Spannung jenseits von schrillen Dissonanzen einerseits und fluffigen Schwebezuständen andererseits sorgt. Dass Cluster erneut mit digitaler Technik gearbeitet haben, hat hier und da leider den Preis, dass manche Streicher- und andere dem Vorbild bestehender Instrumente nachempfundene Klänge etwas dünn und blechern daher kommen. Besonders am Anfang wünscht man sich daher das eine oder andere Orchester-Preset fort.

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