Review

Eno • Hyde

High Life

Warp Records • 2014

»Someday World« das erste gemeinsame Album der musikalischen Schwergewichte Brian Eno und Karl Hyde gab sich basisdemokratisch: Rockstandards trafen auf Preset-Klänge. Heraus kam Musik, die theoretisch jeder Mensch mit ein bisschen Ahnung von Musikgeschichte am Heim-PC hätte produzieren können und die selbst die Avantgarde-fernsten Schichten erreichen sollten. Aus der Feder eines Soundmagiers wie Brian Eno kamen die Tracks zugleich einem Statement gleich, welches die Rückbesinnung auf das Wesentliche forderte und mit der Arroganz des hartnäckigsten Fans aufräumen wollte. Hehre Motive, das Endergebnis aber klang wie ein zur Pose geronnener, schlechter Witz. Jetzt erscheint mit »High Life« überraschend früh das zweite gemeinsame Album. Anstatt sich dem üblichen Promozirkus zu beugen, nutzten die beiden Ausnahmemusiker nach dem Abschluss der Aufnahmen von »Someday World« lieber die noch vorhandene kreative Restenergie und schlossen sich erneut im Studio ein. Bösartig formuliert wird erst auf »High Life« überhaupt etwas von dieser Energie spürbar, werden Eno und Hyde der Erwartungshaltung an ihr Debüt doch erst im zweiten Anlauf wirklich gerecht. Allein der Opener »Return« löst alle vormals formulierten Versprechen ein: Ein wunderschöner, ambienter Rocksong, der nicht überfordert, sondern zur Reise einlädt. Die geht weiter durch die fourth world, wie sie ein Jon Hassell”:https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3505/jon-hassell – unter anderem zusammen mit Brian Eno – geschaffen hatte: Afro Beat, wildester Funk und Minimalismus treffen aufeinander. Alle Stärken von Brian Eno und Karl Hyde werden gegeneinander ausgespielt und verlieren sich schlussendlich im gemeinsamen Spiel. Wenn dann »High Life« mit dem elegischen »Cells & Bells« seinen melancholischen Ausklang nimmt, dürfte jeder noch so hartnäckige Fan endgültig vertröstet worden sein.