Review

Mirel Wagner

When The Cellar Children See The Light Of Day

Sub Pop • 2014

Was fangen wir nur mit dem Offensichtlichen? Mitnehmen und auf den Effekt hoffen, dass das Gute doch so nah liegt? Oder abstrahieren, umschichten, verbauen? Die finnische Songwriterin Mirel Wagner nimmt die einfache Variante auf ihrem zweiten Album – was noch keine Wertung sein soll, sondern nur eine Beschreibung ihrer Musik. Denn oftmals tragen zu ihren Songs nur ihre Stimme und die Gitarre bei. Düsterer Folk, den Mirel Wagner mit kindlicher Naivität gegen die Angst anstimmt. »One, two, three, four – what’s underneath the floor?«, fragt Wagner im Opener. Unbestimmte Formen, Verluste und stille Panik sind die Antwort. In »My Father’s House« gaukelt Wagner Idylle vor, nur um sie mit einer Zeile zu zersetzen: »There is a terror and it hides in my father’s house.« Und auf einmal ist jeder Satz davor von Kindern, die nie weinen, und Bildern an der Wand, denen man lieber nicht in die Augen schauen sollte, ein ganzes Stück subtiler, magischer, boshafter. Das trägt Mirel Wagner alles mit so einfachen Mitteln vor, reiht die Geschichten klar aneinander. Was »When The Cellar Children See The Light Of Day« aber ein wenig abgeht, ist diese textliche Schönheit in den Sound zu übertragen. Mirel Wagners spielt passabel Gitarre, aber ein wenig mehr Arrangement dürfte es oft schon sein. Dazu reichen einfache Dinge wie sie etwa die schwedische Songwriterin Sumie untergebracht hat. Hier ein paar Klaviertöne, da ein paar Streicher, da eine zweite Gitarre, ein Bass, ein Effekt, irgendwas. Cello und Piano sind hier in zwei Songs vorhanden, aber eben ganz weit unten versteckt. Trotzdem verheißt dieses Album, dass Mirel Wagner schon jetzt eine sehr gute Songwriterin ist, die sich im Halbschatten ihres Sounds sehr wohl fühlt: Umringt von ihren eigenen Geistern, nur mit einer Gitarre dagegen ankämpfend.