Review

Arve Henriksen

The Nature of Connections

Rune Grammofon • 2014

Arve Henriksen ist ein Magier, der sich nebenbei als Alchimist betätigt. Die Töne, die der Norweger seiner Trompete entlockt, klingen nicht wie von dieser Welt. Sein einzigartiger Stil erinnert eher an den von exotischen Flöten oder gar der körperlosen Stimmen von bisher unentdeckten Lebensformen, wie auch sein eigener, meist wortloser Gesang kaum noch menschlich scheint. Zu den außerweltlichen Sounds, die Henriksen auf diskrete Art aus seinem Instrument hervorzaubert, gesellt sich eine gesunde Ignoranz gegenüber stilistischen Grenzen. Die Geister von Jazz und Blues sind zwar tief in jeden Ton eingeschrieben, mit elektronischen Experimenten und traditionellen Songformaten experimentiert Henriksen jedoch ebenso gern. Nachdem er sich auf dem 2013 auf seinem Stammlabel Rune Grammofon erschienenen Album »Places Of Worship« auf eine spirituelle Sinnsuche begab, erforscht er jetzt ebendort »The Nature Of Connections«. Begleitet von historischen Streichinstrumenten, einer Kammermusikbesetzung und Drums kreiert Henriksen eine erdige und doch erhabene Synthese aus Folk und ambienten Nachtschatten-Jazz, die ihren absonderlichen Charme aus der Reibung der zwei so unterschiedlichen Traditionen bezieht. Die Verbindungen, die das Sextett über neun Songs hinweg dabei aufzuspüren vermag, verblüffen. Jeder dieser tief melancholischen Songs ist eine intime Widmung an die Kraft, die die Welt im Innersten zusammenhält. Wie so häufig bei Henriksen wirkt es fast, als habe er die richtigen Töne gefunden, um die Natur seines Heimatlands Norwegen auf Platte zu bannen. Sein schwermütiger Waldeinsamkeits-Jazz strahlt auf »The Nature Of Connections« in matten und satten Farben zugleich.

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