Review

Z (Bernard Szajner)

Vision Of Dune

Infinè • 2014

Der Videoblogger Michael Stevens hat vor einiger Zeit eine gute Frage gestellt: Werden wir jemals das Ende neuer Musik erreichen? Doch wozu in die Zukunft schweifen, wenn die Frage erst einmal in die andere Richtung gestellt werden müsste. Kennen wir überhaupt schon all die neue und spannende Musik, die bis heute geschrieben wurde? Infinè Records verneinen diese Frage ganz eindeutig und wiederveröffentlichen als Beweisführung Bernard Szajners Debütalbum »Vision Of Dune«, das 1979 unter dessen Moniker Z bzw. Zed bei The Initial Recording Company erschienen ist. Dessen von Frank Herbert’s Roman »Dune« inspiriertes Werk könnte gut und gerne als einflussreicher Klassiker der experimentellen Synthesizermusik benannt werden, wäre es nicht so verdammt unbekannt. Selbst das unsere Realität definierende Wikipedia findet unter seinem Namen nur einen kurzen, ausschließlich französischen Eintrag. Dabei hat Bernard Szajner einige Abdrücke hinterlassen. Nicht nur kümmerte er sich um die Lichteffekte bei Magma, Gong und The Who. Er entwickelte auch die patentierte Laserharfe, die sein Landskollege Jean-Michel Jarre auf seiner gefeierten Chinatour spielte. Ganz nebenbei veröffentlichte er in einer Zeit, in der im elektronischen Bereich entweder der systemberuhigende Ambient von Brian Eno oder der verpoppte Synthesizersound der alten Krautrocker vorherrschte, ein Album, das die Psychedelia und Verstörung in die Elektronik zurück brachte. »Vision Of Dune« ist mit seinem gephasten Synthesizer-Spuren, minimalen Drums und wenigen Gitarren-Licks viel eher eine Rückbesinnung zum Kern des Krautrocks a la Clusters »71« als die damals aktuelle Degenerierung. Vor allem kann es aber auch heute noch vielen experimentellen Synthesizermusikern die Show stehlen. Also: Geschichtsbücher raus und Texte neu schreiben. Wir haben noch viel zu entdecken.

Im HHV Shop kaufen