Review

Christopher Willits

Opening

Ghostly • 2014

»Stars, Plants, People« zählt Christopher Willits auf seiner Facebook-Page in der Rubrik Einflüsse auf. Auf die Musikkunst und Videokunst des Ryuichi Sakamoto-Kollaborateurs übertragen, bedeutet das: Transzendenz, Natur und Emotionen. Christopher Willits ist der Chillwaver unter den Ambient- und Drone-Nerds, getrieben davon, sich mit seinen Sounds in neue Höhen aufzuschwingen. Da hilft hier und dort sogar ein lässiger Beat nach, werden entrückte Choräle zu sich aufwiegenden und abwiegenden Klangtexturen verschliffen und gniedelt eine Gitarre verwaschene Melodien durch den Äther. Um nicht ganz den Boden unter den Füßen zu verlieren, wird »Opening« durch die dazugehörigen Visuals geerdet. Die beeindruckenden Naturaufnahmen des umtriebigen Vielreisenden verblenden im Zeitraffer Szenerien von absonderlicher Schönheit, die völlig unberührt von jeglicher Zivilisation zu sein scheinen. Menschen finden darin keinen Platz, dafür buttert Willits ja schließlich umso mehr allzumenschlichen Schmalz in seine Musik. Denn was sich zuerst wie eine ausgewogene audio-visuelle Mischung gibt, das kränkelt an einer gehörigen Portion Instagram-Schwulst. »Opening« malt schön, verträumte Bilder, die aller Melancholie zum Trotz das Leben weichzeichnet – mit einer schon fast störrischen Hartnäckigkeit. Selbst die anfangs so zurückhaltenden Klänge werden von Minute zu Minute aufdringlicher. Christopher Willits Entwurf einer schönen neuen Welt verbirgt unter seiner einladenden Oberfläche echtes Entfremdungspotenzial, wie es rücksichtslose Esoterik nun einmal an sich hat.