Review

Keziah Jones & Native Maqari

Captain Rugged

Damiani • 2014

Keziah Jones war nie um die große Geste verlegen: Seinen mit Soul und Yoruba-Rhythmen aufgeladenen, insgesamt eher zurückgenommenen, aber dennoch rockig-treibenden Blufunk hat er gleich mit seinem Albumdebüt als »Fact« herausgestellt. Danach war er mittels »African Space Craft« unterwegs, und zuletzt stellte er mit »Nigerian Wood« unter Beweis, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Auf seinem neuen Longplayer treibt er das Selbstinszenatorische auf die Spitze: Er streift sich einen flatternden Umhang über, um als Afro-Superhero Captain Rugged seinen Blick über das pulsierende Leben der nigerianischen Hauptstadt Lagos schweifen zu lassen. Sein Superheld – also er – verfolgt mit lässigem Selbstverständnis den erstrebenswerten Ansatz, die westliche Welt über die Existenz des urbanen, kreativen und lebendigen Afrikas in Kenntnis zu setzen. Das einseitige Bild eines von Hunger und Krieg verwahrlosten Kontinents brauche ein zeitgemäßes Update, in dem neben der rauen Realität der Einwanderer, Flüchtlinge und Exilanten auch deren künstlerische Vielfalt stattfindet. Diesen Ansatz verfolgt er inzwischen nicht nur mittels der Klangfarben seines neuen Albums, sondern auch mit denen, die den von ihm geschriebenen Comic kolorieren:

»Captain Rugged« findet parallel zum Musikalbum auch in dem Medium statt, das untrennbar an standesgemäße Superhelden gebunden ist. Für den Comic konnte Jones konnte den nigerianisch-stämmigen, in Paris lebenden Zeichner Native Maqari gewinnen. Gemeinsam möchten sie Lagos als – im Zuge des Ölbooms in den 1970er Jahren – »unfinished African Utopia« herausstellen. Captain Rugged selbst stellen sie als Mann des Volkes dar: als coolen Hund, dessen Kräfte sich weniger augenscheinlich in übersteigerten Körperkräften offenbaren, sondern darin, den einfachen Leuten von der Straße die Wichtigkeit und den Einflussreichtum ihrer Personen nahezubringen. Er wird zur mysteriösen Identifikationsfigur, dessen Ruf weiter reicht als seine Macht als Einzelner. Auf diese Weise gelingt es ihm, die Bevölkerung der Ghettos und Vororte gegen die Intrigen des korrupten Governors zu mobilisieren. Eingebettet in die Schatten und das Halbdunkel der Häuserschluchten von Lagos findet Native Maqari kunstfertige, stimmungsvolle Bilder, um das, was Keziah Jones als »Afronewave« besingt, auch auf den Comicseiten umzusetzen. Damit Musik und Comic dem Ansatz gleichberechtigt Folge leisten können, liegt das Album dem Comic via Downloadcode bei.