Review

Mädness

»Maggo«

WSP Records • 2014

Ist 40 jetzt das neue 30? Hip Hop bleibt auch ohne Antwort darauf vermutlich der beste Jungbrunnen, wie es auch Ex-Rap-Rentner Mädness nun unter Beweis stellt. Vier Jahre nach dem letzten musikalischen Lebenszeichen hat der Darmstädter zwischenzeitlich seinem Bruder Döll den Rap-Fame überlassen und ansonsten genau das getan, was ein Rapper a.D. nun mal so macht: ein eigenes Bier auf den Markt bringen. Normaler Move. Doch von Trinker-Trägheit ist auf »Maggo« wenig zu spüren zwischen Spielmannszug-Geschepper und seinem urtypischen Südhessen-Swag, der schon einst Marcus Staiger dazu hinriss, Mädness als »Complete MC« zu bezeichnen. »Wir waren uns für Fettnäpfchen noch nie zu schade«, kommentiert de Gude an der Seite von Versager’s Finest Kamp auf »Wir machen’s immer noch« und als würde das nicht schon jedem der Baggy Jeans entwachsenen Deutschrapkiddie das Aerosol in die Nase treiben, schoss er im Vorfeld zum EP-Release gleich noch ein Video zu »Ich sterbe für Hip Hop« im vertraut-nostalgischen VIVA-Zwei-Supreme-Look auf die Touchscreens. »Ich war nicht weg, ich war nur mal kurz undercover/ Kids halten mich für einen uralten Knacker/ Während Rapmedien mich wieder zum Newcomer machen«. Das hessische Unikat bleibt auf weirdem bis melancholischen Synth-Bap von Gibmafuffi, Kollege Schnürschuh oder DJ Resist weiterhin Meister des Understatements – unangreifbare Ehrlichkeit trifft augenzwinkernden Rampensau-Rhetorik. Dass es sich 2014 dermaßen natürlich anfühlt, einen Mädness-Track zu hören, zu feiern und zu repeaten zeugt nur davon, dass hier jemand mit sich und dem Rest auf Zeit- und Augenhöhe agiert und schlichtweg dope geblieben ist. Ist 40 jetzt das neue 30? Nein, is’ De Gude, Baby.