Review

Deutsche Wertarbeit

Deutsche Wertarbeit

Bureau B • 2014

Im Jahr 1981, als sich Kraftwerk noch einmal als Visionäre erwiesen und auf »Computerwelt« einige rechnergestützte gesellschaftliche Entwicklungen vorwegnahmen, erschien in Düsseldorf ein weiteres Album, ebenfalls mit Synthesizern und Vocoder eingespielt, doch deutlich anders im Charakter. »Deutsche Wertarbeit« klang in seinem teutonischen Titel leicht ironisch und präsentierte sich dazu in makellos silbern glänzendem Plattencover mit geprägten Lettern. Die Musik hingegen war in ihrem majestätisch-minimalistischen Dahinfließen weit sanfter und wärmer als die kalte Botschaft ihrer Verpackung. Gleich zu Beginn wird man in »Guten Abend, Leute« sogar mit genau diesen Worten begrüßt, zwar elektronisch verfremdet, doch durchaus einladend und mit sacht pochendem Drumcomputer akzentuiert. Dorothea Raukes, die für ihr Soloalbum auf einen großen Gerätepark an Korg-Instrumenten zurückgreifen konnte, war zuvor als Sängerin und Keyboarderin der Krautrockband Streetmark hervorgetreten, wo sie schon einige abstrakte Ansätze am Synthesizer gezeigt hatte. Die kamen jedoch erst mit Deutsche Wertarbeit richtig zur Geltung. Für die damalige Zeit vielleicht etwas zu reduziert, schafft Dorothea Raukes mit kleinsten Gesten gelöste Stimmungen, deren Spannungsbögen sich dann wie von selbst halten. Oft haben ihre Instrumentalstücke etwas Pastoral-Gelassenes, bloß im abschließenden Stück »Der große Atem« übernehmen dunkler ausufernde Töne wie ein Gruß in Richtung Berliner Schule. Schade, dass es bei diesem einzigen Album geblieben ist.