Review

Various Artists

Kev Beadle pres. Private Collection Vol.2

BBE • 2014

Wie auch schon beim Vorgänger, erlaubt uns Kev Beadle erneut tiefe Einblicke in seine private Kollektion. Der Name verrät aber noch mehr. Die vorgestellten Stücke stammen allesamt von LPs, derer sich damals private Labels annahmen. Und das hört man sofort. Wer gründet schon ein eigenes Label, um seine Mühen Publikationen zu widmen, deren Auflagen im besten Fall 4-stellig waren? Liebhaber! Und eben solche haben im Hintergrund gewirkt und eben nicht ihre Finger mit im Spiel gehabt, damit es so freizügig und persönlich klingen konnte wie hier. Gerade im Jazz gab es brach liegendes Material en masse, da die meisten, die sich ihm professionell widmen, auf Anhieb studioreif spielen können. Da ist man auf Tour, wird am freien Tag ins nächstgelegene Tonstudio eingeladen. Man jammt einen Nachmittag, und schon hat man die Grundsubstanz für das kommende Album. So geschehen beispielsweise im Falle des Openers aus der Feder von Archie Shepp. Die unbekannteren, der hier vorgestellten Musiker, konnten sich freilich nicht solcher Möglichkeiten erfreuen, und auch das hört man. Viele der Produktionen sind sehr direkt aufgenommen. Gerade Piano und Bass klirren in den Mitten, wie man das aus Home- und Projektstudios der Zeit kennt. Jeder potentielle Käufer dieses Albums muss aber ohnehin schon so von dem Genre angetan sein, dass er das wohl eher als wohltuendes Markenzeichen als ein Manko erkennt. Und ankommen tut’s ja eh nur auf die Substanz. Die so frisch wie berauschend ist. Ganz klar gibt Kev Beadle auf diesem Album lateinamerikanischen Rhythmen und Hard Bop den Vorrang. Das bedeutet aber nicht, dass dies eine Zusammenstellung nord- und südamerikanischer Künstler ist, die klar in der Unterzahl sind. Das absolute Highlight ist für mich die Nummer Bamba (The Fool). Versehen mit Vocoder Scats und nicht abreissen wollenden Solos, rast das Teil im Hochgeschwindigkeitszug irgendwo zwischen Zuckerhut und Karibik umher. Und dabei kamen Dimenzió aus Ungarn. Ganz klar, die Musik dieser Platte fühlt man, oder eben nicht.