Review

Golden Diskó Ship

Invisible Bonfire

Spezialmaterial • 2014

Es fällt nicht schwer, an irgendeinem der auseinanderstrebenden Elemente hängenzubleiben, aus denen Theresa Stroetges als Golden Diskó Ship ihre musikalische Welt zusammenfügt. Sie ist offensichtlich ganz zuhause im Idiom freundlich-nostalgischer Gitarrenpickings. Ihre nicht weniger psychedelischen, wandelbaren Synths pflegen einen krautigen Futurismus, mitunter durchpflügen plötzlich hypnotisch rumpelnde, stahlkalte Technobeats den Klangraum, und immer wieder kreist dazwischen, in Effekten gefangen, ihre Stimme um sich selbst. Eine Indie/Folk/Electronica-Melange, die – nach Stationen auf Monika Enterprise (eine Split-LP mit Jasmina Maschina, mit der sie einige Jahre über die Bühnen zog, darunter bis ans andere Ende der Welt) und Klangbad – perfekt zum Züricher Label Spezialmaterial passt. Live-Erfahrung ist das Stichwort, um dahinterzukommen, was die Anziehungskraft auch der Musik ihres zweiten Albums ausmacht. Ihr Sound ist unpoliert und direkt, auf eine pragmatische Art aufgeräumt, und schert sich nicht um modernes Design: Lo-Fi wäre ein Missverständnis, vielmehr ist der Sound auf robuste Weise DIY. Womit sie den Hörer auf volle Länge bei der Stange hält, ist die kontrollierte Art, mit der sie ihren Ideenreichtum kanalisiert. Jedes ihrer Stücke durchläuft diverse Akte, durchwandert dramatische Bögen mit überraschenden Topologien. Dazu kommt eine fast beiläufig wirkende Catchyness, die in den winkligen Arrangements Orientierung bietet und in kleinen Hits wie »Snowflake Helicopter« gipfelt. Allein wovon ihre Erzählungen handeln, das bleibt im Dunkel einer zeitlichen Tiefe, deren Generationen-umspannendes Maß beeindruckt.

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