Review

Heroin in Tahiti

Sun and Violence

Boring Machines • 2015

Die Italian Occult Psychedelia ist ein junges Untergrundphänomen, das inzwischen auch international mehr und mehr wahrgenommen wird. Zu den bekanntesten Projekten dieser Bewegung mit erklärter Vorliebe für morbide Stimmungen, italienischen Prog-Rock der siebziger Jahre und die Filmmusik von Ennio Morricone zählt das römische Duo Heroin in Tahiti. Für dessen Musik spielt Morricone im Besonderen eine große Rolle, ihr »Spaghetti Wasteland«-Ansatz kombiniert die Western-Soundtracks des Maestro mit Surf Rock und kaputten Rumpel-Effekten zu einer großen Verfallsgeschichte im Breitwandformat. Die Klänge wirken wie vom Sonnenlicht gebleicht, haben eine Staubschicht angelegt, und auch die Stimmen, die auf »Sun and Violence« immer wieder auftauchen, rauschen wie von abgenutzten Tonbändern. Mehr als auf ihrem ersten Album »Death Surf« bildet italienische Folklore eine verbindende Unterströmung der Musik, man hört Rhythmen von Tarantella und anderen Tänzen zu scheppernden Gitarren und psychedelischen Orgeln. Mit »Black Market« haben Heroin in Tahiti sogar eine Art melancholisch-mediterrane Hymne geschaffen, und die Schlussnummer »Costa Concordia« setzt dem titelgebenden Symbol für die Abgründe des heutigen Italiens mit seinem insistierend hämmernden Rhythmus und einer fast schon innigen, an die Anfangstöne von »Stille Nacht« erinnernden Melodie ein wehmütiges Denkmal.

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