Review

I-LP-O In Dub

Communist Dub

Editions Mego • 2015

Wie politisch kann Instrumentalmusik sein? Ilpo Väisänen, die weniger sichtbare Hälfte von Pan Sonic, probiert es mit eindeutiger Titelgebung. Sein zweites Soloalbum kündigt schon im Titel »Communist Dub« an. Väisänen will sich mit dem Album gegen das in der Politik verbreitete Technokratentum und den Zerfall der Menschheit als Gemeinschaft insgesamt wenden. Dazu passend heißen die Tracks »Gulag General«, »Donbass Hybrid« oder »Benghazi Affair«. Die Musik selbst verzichtet auf Aussagen im Sinne sprachlicher Mitteilungen. Stattdessen liefert Väisänen das wohl trockenste Dub-Album aller Zeiten ab. Der Bass – neben Beat und Hall eigentlich notwendige Genrezutat – ist praktisch abwesend oder allenfalls als Verstärkung der Bassdrum zu ahnen. Dafür bringt Väisänen spröde Rhythmusstrukturen in Gang und durchsetzt sie mit tonlos zischenden Hall-Effekten. Diese im Grunde feindselige Musik bekommt durch den trotz aller Abstraktion immer noch vorhandenen Groove so etwas wie eine human wirkende Ebene. Man kann darin zwei gegenläufige Bewegungen erkennen: Einerseits illustriert Väisänen mit seinem metallischen Maschinenpumpen die von ihm kritisierte Kälte der Menschen untereinander, andererseits bringt er genau diese Verhältnisse buchstäblich zum Tanzen, verpasst dem statischen Klappern einen synkopierten Dreh, zu dem man sich bewegen und so im Club wieder eine Gemeinschaft bilden kann. Diese Dimension wäre zugleich der politischste Aspekt der Klänge, stärker noch als die diffus anklagenden Trackbezeichnungen. Ein starkes Statement ist »Communist Dub« in jedem Fall, in erster Linie aber als Musik.