Review

Atom TM

Riding The Void Remixes

raster-noton • 2015

Musik ist ja nichts. Nichts weiter als Bewegungen in Raum und Zeit zumindest. Musik ist nicht greifbar, Musik ist flüchtig. Musik ist eigentlich eine Leere, eine Leerstelle in der Wahrnehmung, die wir ausfüllen. »Riding The Void« hieß ein Track von Atom TMs Album »HD«, mit dem der nimmermüde Uwe Schmidt Anfang 2013 die (Un-)Möglichkeiten von Pop- und Club-Musik auslotete. Über einem schubsigen Bass und einer schnalzenden Snare flüsterte der Wahlchilene mit sonorer Stimme davon, wie das ist: Auf der Leerstelle zu reiten, sich ganz konkret auf dem Dancefloor die Hände zu reichen. Dance Music, lässt sich daraus vielleicht schlussfolgern, entsteht eben nicht am PC oder beim Abspielen, sondern beim Erleben. Dass die Remix-EP, die parallel zum Release der Daten-DVD »HD+« erscheint, auf eben diesen Dancefloor abzielt, ist da nur logisch. Worüber bei »Riding The Void« gesprochen wird, dazu kann jetzt getanzt werden. Am besten zu Scubas »Pulse Mix«, der den electro-poppigen Ausgangstrack zu einem, naja, pulsierenden Techno-Track upgradet. Scuba schneidet das Gefühl heraus und den Beat auf den Bigroom zu. Auf der Flipside der EP erkundet Schmidt dann selbst, was für weitere Nichtigkeiten sich aus dem Nichts noch formen lassen. Sein »Nought«-Remix ließe sich elegant in jedes After-Hour-Set schmuggeln, auf dass die tanzenden Serotonin-Suchtis etwas Paranoia eingeimpft bekommen. Die »Tool«-Variante reißt hingegen nicht die Laune runter, sondern die Arme hoch. Tech House eigentlich, und doch nicht ganz so schlimm – vor allem, weil mit rund dreieinhalb Minuten verschmerzlich kurz. Das eigentliche Highlight dieser funktionalen Vinyl-Bündels, das die Kraft der Leere zelebriert, ist der digitale Bonustrack, auf dem Hanno Leichtmann das Original zu einem schönen Stepper mit Drexciya-Gedenk-Acid-Lines ummodelt. Musik mag nichts sein, aber nichts kann auch mal schön sein.