Review

Porn Sword Tobacco

Magnifik Tobacco

Aniara • 2015

Rezensionen, in denen leichtfertig Brian Eno herangezogen wird, um die Musik von Porn Sword Tobacco zu beschreiben, braucht Henrik Jonsson bis auf weiteres wohl mehr nicht zu fürchten. Bei Porn Sword Tobacco muss man nämlich auf der Hut sein mit Vergleichen. Dabei spricht ja schon der Titel seines 2005er Albums aus, worum es geht: »Explains Freedom«. Mit der Wiederveröffentlichung auf 12" zweier Tracks eines anderen seiner vier Alben für CCO hat Aniara vor zwei Jahren sein Projekt aus der Ambient-Ecke in den Club geholt, wo er in seinem Duo mit Joel Alter ohnehin inzwischen angekommen war. »Magnifik Botanik«, der Titeltrack seiner neuen 12", greift die wellenkräuselnde Tropik seiner im letzten Monat erschienen »Feels Good EP« mit SVN für Kontra-Musik auf. Dort empfängt uns eine Holzblock-Zikade und kündet eine Temperatur, in der man sich besser so wenig bewegt wie möglich, sich stattdessen von Sprudeln und Flirren umspülen lässt: So eindringlich sanft darf das bitte den ganzen Sommer durchlaufen. Dann zwei Tracks, in denen man nicht um die Hook-Anklänge herumkommt, die in ihnen ins Ohr fallen: Basic Channels Phylyps Rmx (dieser tatsächlich mit SVN zu Gast), respektive Burger/Inks Twelve Miles High. Die Beats dazu allerdings trocken, warm, ganz bescheiden, und die Stimmungen viel komplexer: die rauschig gezackte Rhythmik, das flimmernde Bokeh werden konterkariert von kleinen, in sonntäglich dösiger Melancholie verlorenen Melodien, die schließlich in nöligem Klagen aufblühen, zwischen Heimorgel und Future Funk ins Jammen geraten. Auf der D-Seite dann der Sonnenaufgang. Piano-Akkorde blitzen golden in den Fassaden auf, an deren Füßen flackernder Electro um die Kanten kreist, fein zischelndes Studio dazwischen: so klingt kristallisierte Vorfreude, dieser Stadt wird kein Winter etwas anhaben. Das fünfte Rad am Wagen führt am Ende wieder an den Pool zurück, mittlerweile in verschimmernden Dub-Niesel getaucht. Es bleiben die Tracktitel. Bezüge, die bei Chockys letzter EP »Sativa« programmatisch waren, hier sind sie spielerische Double-Takes. Der Mann ist ein schlitzohriger Fährtenleger und davon gibt es viel zu wenige.