Review

Conrad Schnitzler / Pyrolator

Con-Struct

Bureau B • 2015

Zischelnde Retro-Strom-Percussions, geheimnisvolle Stimmen, pulsierende Rhythmen, drohende E-Fanfaren und grummelnde Synthies sorgen auf »Con-struct«, Pyrolators Bearbeitungen von Conrad Schnitzlers Klangarchiv, für wechselnde Stimmungen. Das Repertoire reicht von entspannter Ambienz bis zu dröhnend orchestralen Arrangements voller Unterwasser-Klang-Röhren, Geräuschexperimente, bedrohlich dröhnende Echo-Bässe, mechanisches Geklöppel, entfernter unheilverkündende Sirenen und sogar einigen 4/4 Minimal-Techno-Beats. Der 2011 verstorbene Beuys-Schüler, Aktionskünstler, Komponist und Klangforscher Conrad Schnitzler hat ein riesiges Tonband-Synthesizer-Klangarchiv hinterlassen, welches als Klangbaukasten für seine Live-Performances gedacht war und seit kurzer Zeit einigen Musikern als Fundus und Rohmaterial für neue musikalische Collagen und Kompositionen dient. Nach dem Duo Borngräber & Strüver und dem Kreidlers Andreas Reihse versucht sich auf »Con-Struct« nun Kurt Dahlke an einer Neubearbeitung. Dahlke, der als “Pyrolator”:Pyrolator (Kurt Dahlke) ist ein deutscher Musiker aus Düsseldorf. Er war Gründungsmitglied von Deutsch Amerikanische Freundschaft (D.A.F.) und Mitglied bei der Plan (bis 1992), Fehlfarben und Bombay 1. Kurt Dahlke gründete 1979 das Plattenlabel Ata Tak. nicht nur in Bands wie Deutsch Amerikanische Freundschaft (DAF) und Der Plan gespielt, sondern auch eine Menge spannender Solo-Elektronik-Alben veröffentlicht hat, verwendet allerdings nicht nur das Originalmaterial, sondern fügt zusätzlich noch eigene, extra für diese Aufnahmen angefertigte Elemente wie die schon angesprochenen Technobeats dazu. Entstanden ist dabei eine spannende Mischung aus Soundexperimenten, Industrial-Atmosphären und dunkler Tanzmusik, die der ohnehin schon riesigen Schnitzler-Diskographie noch eine ganz andere, ziemlich spannende und neue Facette hinzufügt.

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