Review

Imre Kiss

Midnight Wave

Lobster Theremin • 2015

Dreckiger House. Verwaschener House. Sehnsüchtig pochender und pluckernder House. Imre Kiss kann seine Kickdrum auf seinem Debütalbum so schön kaputt scheppern lassen und die Synthesizer dabei verzerrt brummen und zugleich sehnsüchtig zum Kreiseln bringen, dass man sich einerseits hineingezogen fühlt von den Harmonien und Melodien, die von großen Gefühlen erzählen, andererseits durch die Körnigkeit der Produktion auf Abstand gehalten wird. Man soll sich nicht einfach in diese Stimmungen reinplumpsen lassen, und wenn man es tut, gibt es immer genügend Widerstände, die einen daran erinnern, dass es hier auch um unschöne Dinge geht: Eine grundsätzliche Kaputtheit, die sich nicht mit ein paar Tönen wegzaubern lässt. Diese Mischung macht die Stärke von »Midnight Wave« aus, das 2013 zunächst als Kassette erschien und jetzt seine Wiedergeburt auf Vinyl erleben darf. Der ungarische Produzent, der einige Zeit in London gelebt hat, fasst sich kurz, gönnt sich und den Hörern gerade einmal zwischen 2 und 5 Minuten für einen Track, sodass man am Ende des gut halbstündigen Albums mit dem Wunsch nach mehr zurückbleibt. Selbst das könnte beabsichtigt sein: Womöglich geht es Imre Kiss einfach um unerfülltes Begehren, was er dann auch auf die Dauer der Musik überträgt.