Review

Grischa Lichtenberger

La demeure; il y a péril en la demeure

Raster Noton • 2015

Mit »La Demeure; Il Ya En La Demeuer« veröffentlicht der Berliner Elektronik-Produzent, Installationskünstler und Sounddesigner Grischa Lichtenberger den ersten Part eines fünfteiligen (zwei CDs und drei Vinyl-EPs) Komplexes von musikalische Arbeiten, die sich inhaltlich mit Gefühlen von Entfremdung, Einsamkeit, Unbehaglichkeit und Unsicherheit in der eigenen Wohnumgebung beschäftigen. »Gefahr im Verzug« lautet die direkte Übersetzung des Album-Titels und dementsprechend unfreundlich kommt das Ergebnis, Lichtenbergers zweiter Longplayer für Raster Noton, dann auch rüber. Die rein digitalen Tracks arbeiten mit reibenden, elektrisch aufgeladen knisternden Sounds, fies hohe Frequenzen und mal pulsierenden und mal eher hakelig ruckeligen und manchmal gar ungelenk wirkenden Rhythmen und kühlen Atmosphären mit spitzen Ecken, rasiermesserscharfen Kanten, nervös stacheligen Widerhaken-Klängen und technoiden, verschachtelten Endzeit-Weltmusik-Polyrhythmen. Hypernervös ist das; Begriffe wie ängstlich, spröde, brüchig, scharfkantig und abstrakt charakterisieren die Musik äußerst treffend. Genre-Assoziationen wie Grime, Jazz, Hip Hop, Industrial und Clubmusik tauchen beim Hören auf, greifen aber nicht wirklich. Mit Tanzmusik hat »La Demeure…« nämlich nur am Rande etwas zu tun. Im Gegenteil klingt das Gehörte eher tanzabweisend. Dafür aber richtig spannend.

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