Review

Matthew Halsall & The Gondwana Orchestra

Into Forever

Gondwana • 2015

Der britische Trompeter Matthew Halsall arbeitet sich auf seinem sechsten Album seit 2008 ein weiteres Mal am Spiritual Jazz der 1960er Jahre ab. Musiker wie John Coltrane und Alice Coltrane, Pharoah Sanders, Tony Scott oder Sun Ra verarbeiteten in der Cosmic Music ihre Erfahrungen mit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, afrikanischen Traditionen, religiösen Alternativen zum in Amerika vorherrschenden Christentum und östlicher Mystik. Auf »Into Forever« verzichtet Halswell wie damals von Pharoah Sanders oder Albert Ayler verwendete Free Jazz-Passagen und setzt ähnlich wie auf seinem »Fletcher Moss Park« von 2013 auf die meditativen und bisweilen orchestralen Elemente des Genres. Im Jazz eher seltene Harfenklänge (Rachael Gladwin) kommen hier genauso zum Einsatz wie ein Streichquartett, Ethno-Flöten (Lisa Mallett) und die Koto (Keiko Kitamura), ein gezupftes japanisches Saiteninstrument. Zusammengehalten wird die Musik von einem stützenden und fließenden Kontrabass (Gavin Barras), der spannende Akzente setzt, vielfältigen Percussions (Sam Bell und Chris Cruiks), dem tragenden Klavierspiel Taz Modis und Schlagzeuger Luke Flowers, der auch für The Cinematic Orchestra trommelt. Die Sängerinnen Josephine Oniyama und Bryony Jarman-Pinto geben der Musik weitere Soul- und Gospel-Anklänge und lassen einerseits an Aufnahmen vom Art Ensemble Of Chicago mit Fontella Bass und anderseits an 4hero mit Ursula Rucker denken. Trotz der vielen Vergleiche ist »Into Forever« dennoch ein sehr eigenständiges, smoothes und eingängiges, aber niemals belanglos gefälliges Album geworden.