Review

rRoxymore

Tautologies

Macro • 2015

Das Schöne an der Tautologie ist, dass sie sich im selben Zug definieren und veranschaulichen lässt: Eine Tautologie ist eine Tautologie. Dance Music lebt vom Loop und also von den Wiederholungen, nach denen Hermione Frank ihre Debüt-EP auf Macro benannt hat: »Tautologies«. Das ergibt Sinn, scheint auf den ersten Blick aber defätistisch, impliziert es doch, dass bereits alles gesagt wurde. Umso mehr, da Frank seit ihrem Debüt 2012 als Splitpartnerin von Planningtorock bis hin zu ihrer Teilnahme an Paula Temples Recon/Decon-Projekt ihre Musik als rRoxymore in dezidiert politische Kontexte gestellt hat. Was also jetzt – Kapitulation? Nicht ganz. Zuerst einmal bleepiger Techno mit Dub- und Quasi-Acid-Sprengseln. »Darksun« ist ein sich langsam ausbreitender Track, der über fast acht Minuten lang seine Wirkung aus den, genau, Wiederholungen heraus entfaltet. Damit sagt Frank ebenfalls nicht unbedingt etwas Neues, immerhin doch aber anderes als es der (viel zu) lange anhaltende Düster-Techno-Hype diktiert. Auf der Flip stolpert »Q19« als letzter Gast in die sich dem Ende zuneigende Afterhour-Party: Sanft stampfender Deep House-Groove, psychedelische Vocals auf Berg- und Talfahrt durch den Mix. Ganz bescheiden und gerade deshalb wahnsinnig groß. Aufgekratzter und noch mehr an der Sinnesver(w)irrung interessiert ist »DFF«, das rhythmisch heimlich Richtung Herbert nickt und derweil die Synthies flackern lässt. Das klingt alles wahnsinnig frisch, nicht aber zwangsläufig neu. Tatsächlich, rRoxymores »Tautologies« sind Tautologien, Wiederholungen von bereits Gesagtem. Gerade daran, dass es aber so gut funktioniert, die stoischen Loops keineswegs auf der Stelle trampeln, zeigt, dass Frank nicht kapituliert. Nur weil etwas bereits gesagt wurde, gehört es damit nicht automatisch der Vergangenheit an. Das gilt für Techno wie für die politischen Kontexte, die in rRoxymores Musik subtil eingeflochten werden. »Patriarchy Over & Out« lautete beispielsweise der Titel ihrer ersten Splitpartnerin Planngintorock. Das ist mindestens so wiederholungswürdig wie diese tolle EP, die auch mit der zigsten Wiederholungen ihre diskrete Magie nicht verliert.