Review

Ballaké Sissoko & Vincent Segal

Musique De Nuit

No Format • 2015

Reims im Norden Frankreichs und Bamako, die Hauptstadt von Mali, liegen mehr als 4.000 Kilometer voneinander entfernt. Im Jahr 1967 wurden in diesen Städten zwei Musiker geboren, die trotz aller Entfernung und kultureller Unterschiede Jahrzehnte später so traumwandlerisch miteinander harmonieren sollten, als seien sie eineiige Zwillinge. »Musique de Nuit« wird vom nächtlichen Rauschen Bamakos eröffnet. Sanft wird ein fremdartiges Saiteninstrument angeschlagen, das Meckern einer Ziege ist zu vernehmen. Ballaké Sissoko und Vincent Ségal haben den Großteil ihres zweiten gemeinsamen Albums auf dem Dach von Sissokos Haus aufgenommen, eine magische Atmosphäre, festgehalten in der Illustration auf dem Cover. Sechs Jahre nach ihrem weltweit gefeierten Debüt haben der französische Cellist Vincent Segal und der malische Koraspieler Ballaké Sissoko erneut ein sanftes kammermusikalisches Kleinod geschaffen, das alle Grenzen von Jazz, Klassik oder Weltmusik transzendiert. Ob in »Diabaro« der traditionelle Griot-Gesang von Babani Koné zu hören ist oder Ségal in »Balazando« seinem Cello urtümliche, an Jahrtausende alte Vokaltraditionen erinnernde Klagelaute entlockt – die reduzierte, mal westlich, mal brasilianisch angehauchte Musik dieses Duos ist von großer Schönheit. Meditative Musik nicht nur für die Nacht.